9.4.11

Alexandre
Die Rohfassung für meinen historischen Roman aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts ist fertig.
Eine tragische Geschichte über einen jungen Mann, der als Kind Rache für die Hinrichtung seines Vaers geschworen hat. Als er zu zweifeln beginnt, ist es zu spät. Seine Rache scheitert, der Aufstand der Croquants läuft ins Leere; und er verliert seine Liebe.


" ... Bei Tisch wurde Alexandre in der Nähe des Königs platziert; Seite an Seite mit dem Düc d’Enghien. Der junge Höfling war herausgeputzt wie kein zweiter in dieser Runde.
„So sind Ihr also mein Vetter“, begann er und hob Alexandre sein Glas entgegen. „Ich freue mich, dass Ihr ein ebenso würdiger Nachkomme des alten Anne seid.“ Wie er selbst, meinte er wohl. An Selbstbewusstsein schien er nicht zu überbieten.
Alexandre sah ihn verblüfft an. „Wie meint Ihr das?“
„Wisst Ihr nicht, dass Eure Tante Charlotte-Marguerite Henri de Condè geheiratet hat? Ich bin vermutlich Euer nächster Verwandter väterlicherseits.“
„Oh“, war alles, was Alexandre dazu einfiel. Verwandtschaften - noch so ein Gestrüpp, in dem er sich heillos verfangen könnte. „Lebt Ihr hier am Hof des Königs?“
Der Duc d’Enghien lachte. „So oft es geht. Aber der Krieg lässt mir wenig Gelegenheit.“
Alexandre wusste darauf wenig zu sagen; also vertiefte er sich in seinen Teller. In den wenigen Tagen hier in Paris aß er besser als die meiste Zeit seines Lebens. Nur in Reims war die Tafel so üppig gewesen, wann auch immer de Guise es hatte vertreten können. Oder sie – selten genug - allein speisten.
Auf wessen Seite mochte der Duc d’Enghien stehen?
„Wenn Ihr siegt, mein lieber Herzog, werdet Ihr mehr Gelegenheit finden, Euch an Unserem Hof aufzuhalten. Eure Berichte entzücken Uns immer wieder.“
Der Duc d’Enghien neigte seinen Kopf vor dem König. „Ich gebe mir alle Mühe, Sire. Aber ich bräuchte mehr Männer wie meinen Cousin in meiner Armee.“
„Wir werden daran denken, wenn Unser Vize-Admiral ihn entbehren kann.“ Der König stand auf; damit war die Tafel aufgehoben. Alexandre begriff es im nächsten Moment, als alle anderen nicht nur gleichfalls aufstanden, sondern dem König folgten.
Doch er brauchte sich um seinen Hunger keine Sorgen zu machen. Vor dem Ballsaal war ein langes Buffett mit Törtchen und Zuckerwaren aufgebaut. Aus dampfenden Krügen wurde dieses neue Getränk – Schokolade – serviert.
Alexandre kostete vorsichtig; sie war ein wenig bitter. Aber ein interessanter Geschmack. Sie könnte als Ersatz für Essen dienen, so dickflüssig wie sie war.
„Mögt Ihr das?“
Alexandre drehte sich um.
Die Demoiselle de Prez wirkte amüsiert. „Ihr seid ein sehr vorsichtiger Mensch.“
Alexandre nickte. „Darum bin ich wohl noch am Leben.“
„Ihr ähnelt Eurem Couisin.“ Sie zog die linke Augenbraue hoch; verspottete sie ihn?
„Wie meint Ihr das?“
„Ihr nehmt Euch genauso wichtig.“ Das war arrogant!
Er blitzte sie an. „Jeder Mensch ist wichtig.“ Ihn überfiel ein Grinsen, als sie noch hochmütiger blickte als zuvor. „Ihr jedenfalls wäret mir wichtig, Mademoiselle.“
Ihre Augen flackerten einen Moment, und das gefiel ihm sehr. Er blickte ihr amüsiert hinterher, als sie sich abrupt umdrehte und mit rauschenden Röcken davon eilte ..."

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