Eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte der ersten neapolitanischen Republik war der Waffenschmied - Er stellte Arkebusen her. - Gennaro Annese.
Die Quellenlage über ihn ist ein bisschen widersprüchlich ... Jedenfalls ...
Zeichnung aus dem englischen Wikipedia |
Während des Aufstands gegen die Gabella aufs Obst im Juli 1647 wurde ihm von Masaniello die Führung der städtischen Miliz anvertraut.
Nach Masaniellos Ermordung geriet Annese mit seiner Strategie in immer größeren Gegensatz zu Giulio Genoino, dem "Kopf" hinter dem Aufstand. Genoino setzte auf eine politische Lösung und verhandelte in mehreren Anläufen mit dem spanischen Vizekönig, Herzog de Arcos, über die Ernuerung alter Rechte Neapels sowie eine Reorganisation der Macht, die den Einfluss der feudalen Landbarone schmälerte. In dem Maße, wie der Vizekönig die Vereinbarungen brach - oder auf Druck des spansichen Königs nicht halten konnte -, verlor Genoino an Glaubwürdigkeit bei den Neapolitanern.
Annese dagegen setzte auf den Kampf. Die politische Führung der Stadt wollte ihn deshalb Ende September ermorden lassen, damit wieder Ruhe einkehre. Der gescheiterte Versuch machte Annese aber endgültig populär.
Anfang Oktober erreichte eine spanische Flotte unter Führung von Don Juan d'Austria, dem Bastard-Sohn des spanischen Königs, den Golf von Neapel. Das bedeutete das Scheitern aller Verhandlungen.
Als Don Juan begann, Neapel zu beschießen, organisierte Annese die Verteidigung. Und er wandte sich an den Papst und Frankreich um Hilfe; er nahm Kontakt zu Henri de Guise auf, der sich in Rom gerade um die Annulierung seiner Ehe bemühte.
Annese entledigte sich des Generalleutnants der Stadt, dem Prinzen Francesco Toraldo, indem er ihn wegen angeblichen Verrats hinrichten ließ. Am 22. Oktober erklärte er Neapel zur unabhängigen Republik. Neapel wurde unter den Schutz von Henri de Guise, Herzog von Lothringen gestellt, ein Nachfahre der Anjou, die einige hundert Jahre zuvor Neapel regiert hatten.
Annese hatte sich eine Teilung der Macht mit Henri de Guise vorgestellt: De Guise sollte für den Sieg über Spanien sorgen und die Fundamente für die Republik legen, mehr nicht. Annese verlor den Machtkampf: Zu Weihnachten gelang es de Guise, ihn praktisch auf die Rolle eines Kastellans des Torrione del Carmine zu beschränken.
In meinem Roman "Königliche Republik" spielt dieser Machtkampf zwischen de Guise und Annese die entscheidende Rolle im - fiktiven - Hochverratsprozess gegen Mirellas Bruder Dario.
Neapel hält nicht Stand; die Spanier erobern immer größere Teile der Stadt zurück. Da beginnt Annese, ab Ende Februar mit den Spaniern hinter dem Rücken de Guise über die Aufgabe der stadt zu verhandeln in der Hoffnung, damit seine eigene Haut zu retten.
Sein Verrat an der Republik, die doch die seine ist, geht so weit, dass er ein Attentat auf de Guise zumindest billigt, wenn nicht gar unterstützt. Das Attentat kann vereitelt werden; die Vorbereitungen werden verraten.
Auch dieses Attentat habe ich als historischen Hintergrund für den Gang von Mirellas Geschichte in der "Königlichen Republik"genommen.
De Guise wird geschlagen und gefangen genommen. Die Spanier nehmen Neapel ein, Annese unterwirft sich und behält sein Leben.
Aber nicht lange. Er nimmt wieder Kontakt zu den Franzsoen auf. De Guise ist zwar in Gefangenschaft, aber da gibt es noch einen Savoyer Prinzen, dessen Ambitionen von Mazarin gebilligt werden.
Es bleibt nicht geheim. Im Juni 1648 lässt der neue spanische Vizekönig, Graf d'Oñate, Annese festnehmen. Von mehreren Freunden verraten, gesteht Annese unter der Folter und wird zum Tode verurteilt.
Am 20. Juni 1648 wird Annese enthauptet.
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