3.7.12

Der Heermeister des Dogen



Eine der Personen aus dem Gefolge Henri de Guises spielt in meinem Roman "Königliche Republik" eine größere Rolle: der Baron de Modène, Esprit de Raymond de Mormoiron, genannt Comte de Modène. Was ihm in Neapel widerfährt, folgt den lhistorischen Tatsachen.

Der Conte de Modène – Conte di Modena für die Neapolitaner – war ein langjähriger Waffengefährte von de Guise. 1641 hatte er an seiner Seite in der Schlacht von Marfée gegen Frankreich gekämpft. Wie de Guise selber wurde er danach vom Pariser Parlament zum Tode verurteilt. Er floh nach Flandern; wurde  allerdings noch von Ludwig XIII begnadigt.

De Guise wurde erst nach dem Tod des Königs von der Regentin begnadigt und kehrte nach Frankreich zurück – um sich erneut einer Verschwörung anzuschließen.
De Modène folgte 1946 dem wieder im Exil lebenden de Guise nach Italien und nach Rom. Während de Guise sich beim Papst um die Auflösung seiner Ehe bemühte, um eine andere Frau zu heiraten, nahmen die aufständischen Neapolitaner Kontakt zu ihnen auf.

De Modène begleitete de Guise nach Neapel und wurde dessen Heermeister. Ein anfangs sehr erfolgreicher Heermeister. Die von ihm angeworbenen Soldaten eroberten unter seinem Kommando einen großen Teil der Provinz Neapel; die Stadt Aversa und dreißig weitere Orte. Dabei musste er nicht nur gegen die Spanier kämpfen, sondern hatte auch die feudalen Landbarone gegen sich, die in Aversa ein Heer gegen die Republik aufgestellt hatten.

Es sind jene Landbarone, denen sich im Roman Mirellas Bruder Dario anschließt. In ihrem Auftrag plant er das Attentat auf den Dogen.

Anfang 1648 wurde die Lage für de Guise aber immer schwieriger, unter anderem wegen der nur halbherzigen Unterstützung durch Kardinal Mazarin. Aus der halbherzigen Unterstützung wurde eine Intrige gegen de Guise: Mazarin versuchte, ihn absetzen zu lassen und durch den Prinzen von Savoyen zu ersetzen.

Gina spricht davon; voller Verwudnerung, weil doch einer ein französischer Prinz so gut wie der andere sei.

De Guise – mehr und mehr unter Druck und inzwischen wohl auch ein wenig paranoid – verdächtigt den Comte de Modène, mit Mazarin und dem Prinzen von Savoyen gemeinsame Sache zu machen. Mitte Februar lässt er ihn festnehmen und des Hochverrats anklagen.

In meinem Roman lasse ich in der Konsequenz auch Alexandre de Monmorency verhaften: „weil er des Herzogs Weisheit in Zweifel gezogen hat“, sagt Albert de Grignoire zu Mirella: Alexandre hatte die Festnahme des Heermeisters kritisiert.
Alexandre kommt wieder frei: De Guise hat ihm nicht wirklich etwas vorzuwerfen; außerdem ist er sein Mündel. Nicht so de Modène.

Ohne seinen begabten und – nicht nur von den Soldaten geschätzten Heermeister aber hat de Guise keine Chance mehr.
Dass de Modène einer Verurteilung entgeht, hat er vermutlich der Niederlage de Guises zu verdanken. Frei kommt er trotzdem erst einmal nicht: Die Spanier halten ihn bis 1650 im Castelnuovo gefangen.
Nach der Freilassung zieht sich de Modène auf seine Güter zurück und lebt fortan fern von allen Intrigen und Verschwörungen. Und verfasst seine Memoiren.

In seinen zweibändigen Memoiren, zum ersten Mal 1666 und 1667 in Paris veröffentlicht und mehrfach wiederaufgelegt, hat er über den Aufstand von Neapel geschrieben: Mémoires du Comte de Modène, sur la révolution de Naples de 1647
Die Sprache weicht nicht allzu weit vom heutigen Französisch ab. Man liest sich schnell ein.
 
Als ich für meinen Roman recherchiert habe, musste ich mich noch mühsam am Bildschirm lesend durch die Seiten schlagen.
Mittlerweile können sie als kostenloses E-Book von Google Play herunterladen werden. Der Druck ist so bearbeitet worden, dass der Text gut lesbar ist.

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