Für uns Heutige klingt der Titel widersprüchlich. Mit einer Republik verbinden wir die modernen demokratischen Regierungssysteme, während ein König doch per Geburtsrecht regiert.
Tatsächlich aber hatten die italienischen Städte in der frühen Neuzeit parlamentarische Strukturen: Sie wurden von, oft gewählten, Vertretern der wirtschaftlich wichtigen Stände beherrscht. Das waren nicht nur die Adligen, sondern auch Patrizier.
Der Herr der Stadt - der Doge - war in seinen Entscheidungen nicht völlig frei, sondern tat gut daran, die Interessen der Standesvertreter zu berücksichtigen.
Beim Stichwort "neapolitanische Republik" fällt den meisten Deutschen die Zeit Napoleons ein.
Die Köngiliche Republik datiert aber gut 150 Jahre früher. Sie hatte mehrere offizielle Namen:
- "Serenissima Repubblica di questo Regno di Napoli"
- "Reale Repubblica Napoletana"
- "Serenissima Monarchia Repubblicana di Napoli"
Aus dem zweiten Namen - Königliche neapolitanische Republik - habe ich den Titel meines historischen Romans "Königliche Republik" gemacht: Er spielt in der Zeit vom Juli 1647 bis April 1648.
Europa befindet sich kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Spätestens seit der Schlacht von Rocroi 1642 zeichnet sich mehr und mehr auch militärisch das Ende der spanischen Vorherrschaft ab.
Wirtschaftlich ist Spanien schon länger in Bedrängnis. Die Reichtümer aus der Neuen Welt sind aufgebraucht, vergeudet in langjährigen Kriegen.
Neues Geld muss her. Der spanische Vizekönig, der Stadt und Land von Neapel regiert, dreht immer weiter an der Steuerschraube.
1646 führt er die gabelle auf Obst ein - eines der Hauptnahrungsmittel der Neapolitaner im Sommer. Die Stadt erhebt sich.
Der Aufstand wird geführt von dem Fischer und Schmuggler Tommaso Aniello d'Amalfi, genannt Masaniello. Hinter ihm steht freilich ein intellektueller Kopf, der alte Priester und "Volkstribun" Giulio Genoino. Durch Zugeständnisse gelingt es dem Vizekönig, den Aufstand zu beenden.
Nach der Ermordnung Masaniellos wächst jedoch die Unzufriedenheit erneut - das Volk fühlt sich betrogen.
Unter der Führung des Waffenschmieds Gennaro Annese erhält der Aufstand eine anti-spanische Stoßrichtung. Im Oktober 1647 wird das Vizekönigreich Neapel für unabhängig erklärt. Frankreich wird um Hilfe gebeten.
Henri de Guise, Herzog von Lothringen, ist ein Nachfahre der Anjou, die vor Zeiten Neapel regiert haben. Er nimmt die Einladung der Neapolitaner an, die Regierungsgewalt zu übernehmen.
Mitte November 1647 wird er zum Dogen gekrönt und lässt - auf eigene Kosten - eine Armee gegen die Spanier ausheben. Doch das Kriegsglück währt nicht lange.
Übergabe an Don Juan d'Austria |